18.02.2020 - Dorothea Wierer schreibt ihr Antholz-Märchen weiter

18.02.2020 - Dorothea Wierer schreibt ihr Antholz-Märchen weiter

Dorothea Wierer hat den Doppelpack gelandet und avanciert bei der Biathlon-WM in Antholz immer weiter zum großen Star

Nach Gold in der Verfolgung schnappte sie sich auch im Einzelbewerb den Weltmeistertitel. Es ist ihre dritte WM-Medaille vor heimischem Publikum.

Silber in der Mixed-Staffel, Gold in der Verfolgung und nun auch noch Gold im Einzel – Dorothea Wierer drückt der Weltmeisterschaft im Antholzertal ganz klar ihren Stempel auf, und das auf beeindruckende Art und Weise. Die 29-Jährige aus Rasen startete ihre heutige Medaillenjagd über kräftezehrende 15 Kilometer relativ verhalten, leistete sich sowohl beim ersten Liegend- als auch beim Stehendschießen einen Fehler. Die beiden Strafminuten beeindruckten die formstarke Lokalmatadorin jedoch kein bisschen: Nach dem zweiten Schießen warf sie einen Blick zur Seite auf die Videoleinwand, checkte im Schnelldurchlauf die Zeitabstände und zündete den Turbo. In der Loipe war sie kaum mehr zu bremsen und auch am Schießstand agierte sie in der Folge fehlerfrei.

Wierer war deutlich schneller als Sprint-Weltmeisterin Marte Olsbu Røiseland und die amtierende Einzel-Titelträgerin Hanna Öberg, denen ebenfalls zwei Strafminuten zu Buche standen. Allerdings war da noch Vanessa Hinz, die sich in bärenstarke Verfassung präsentierte, sich nur einen Fehlschuss erlaubte und mit der zwischenzeitlichen Bestzeit ins Ziel lief. An dieser musste sich Wierer auf ihrer Schlussrunde messen. Es entwickelte sich ein Sekundenkrimi, der die mehr als 20.000 Zuschauer im und rund ums Antholzer Biathlonzentrum in seinen Bann riss. Am Ende war die Südtirolerin um 2,2 Sekunden schneller als ihre Deutsche Widersacherin. Zum zweiten Mal bei diesen Heim-Titelkämpfen, zum zweiten Mal binnen 48 Stunden riss Wierer im Ziel die Arme hoch. Sie bejubelte ihr insgesamt neuntes WM-Edelmetall.


Erste WM-Medaille für Hinz

Hinz war zwar von Wierer geschlagen, trotzdem machte sich auch in ihrem Gesicht ein Lächeln breit. Es war ihre erste Einzel-Podestplatzierung bei einer Weltmeisterschaft überhaupt. Zum vierten Mal – allein in Antholz – schaffte dagegen Røiseland den Sprung aufs Podium. Nach Platz eins in der Mixed-Staffel und im Sprint, sowie dem dritten Rang in der Verfolgung lief sie auch im Einzel in die Top-3. Røiseland wird bei der Siegerehrung am Abend auf der Medal Plaza ebenso dabei sein wie Wierer und Hinz. Die viertplatzierte Öberg dagegen muss mit Blech Vorlieb nehmen.

Mit dem Ausgang des Rennens dürfte auch Lisa Vittozzi hadern, die zum erweiterten Kreis der Medaillenanwärterinnen zählte. Die Italienerin schoss gleich acht Mal daneben und kam am Ende nicht über Rang 71 hinaus. Etwas besser lief es für die beiden weiteren Athletinnen der Gastgebernation: Federica Sanfilippo (Ridnaun) reihte sich als 41. ins Klassement ein, Michela Carrara belegte Rang 49.

Die Weltmeisterschaft in Antholz wird am Mittwoch mit dem Einzelbewerb der Männer über 20 Kilometer fortgesetzt. Beginn ist um 14.15 Uhr.


Ergebnisse 15km-Einzelrennen, Weltmeisterschaft Antholz (Dienstag, 18. Februar 2020)

1. Dorothea Wierer (ITA) 43.07,7 (2)
2. Vanessa Hinz (GER) +2,2 (1)
3. Marte Olsbu Roeiseland (NOR) +15,8 (2)
4. Hanna Oeberg (SWE) +38,7 (2)
5. Franziska Preuss (GER) +1.03,4 (2)
6. Monika Hojnisz-Starega (POL) +1.10,1 (2)
7. Christina Rieder (AUT) +1.20,6 (1)
8. Marketa Davidova (CZE) +1.30,7 (3)
9. Galina Vishnevskaya (KAZ) +1.31.4 (0)
10. Eva Kristejn Puskarcikova (CZE) +1.32,6 (1)

41. Federica Sanfilippo (ITA) +4.41,1 (4)
49. Michela Carrara (ITA) +5.20,8 (5)
71. Lisa Vittozzi (ITA) +7.32,5 (8)



Die Stimmen zum Rennen:

Dorothea Wierer, Rasen/Italien (1. Platz): „Das Rennen hat für mich nicht gut begonnen. Aber ich fühlte mich sehr gut. Ich habe bis zuletzt alles gegeben, am Ende hat es zum Glück zu Gold noch gereicht. Ich genieße diese WM in vollen Zügen. Nach der Medaille am Sonntag hatte ich auch nicht mehr diesen enormen Druck. Jetzt kann ich jedes einzelne Rennen genießen, das ist ein super Gefühl.“

Vanessa Hinz, Deutschland (2. Platz): „Es war kein einfacher Start, doch ich wusste, dass ich das Potenzial habe, hier eine Medaille zu holen. Wir haben uns gut auf diese WM vorbereitet. Antholz ist zudem eine meiner Lieblingsstrecken, ich bin überglücklich.“

Marte Olsbu Roeiseland, Norwegen (3. Platz): „Ich bin mit meiner Vorstellung sehr zufrieden. Vier Medaillen in vier Rennen ist Wahnsinn. Mir war vor dem Rennen schon klar, dass ich auch heute aufs Podest steigen konnte, das ist mir wiederum gelungen.“
 
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